Stellungnahme des LRV Präsidenten Paco Wrolich zum Fall Assinger 20.07
Stellungnahme des LRV Präsidenten Paco Wrolich zum Fall Assinger, der alle Radfahrer etwas angehen solle.
Danke Armin!
Es bedurfte leider deiner Person, dass die Problematik des Radfahrens im Straßenverkehr endlich in der breiten öffentlichkeit diskutiert wird. Ich sehe mich als Radprofi und Präsident des Kärntner Radsportverbandes verpflichtet, zu diesem Fall Stellung zu nehmen.
Sehr genau habe ich die Meinungen vieler Leser in Zeitungen und diversen Foren verfolgt und ich muss feststellen, dass ich unglaublich erschrocken über die Meinungen vieler SchreiberInnen bin. Radfahrer werden von einem Autofahrer, der so wie er selber zugab, überreagiert hatte, gestellt, einer sogar niedergeschlagen. Keine Geste der Welt rechtfertigt das Verhalten unseres holländischen Freundes. Immerhin sind wir hier im Rechtsstaat österreich in dem das Faustrecht nicht mehr gelten sollte. Unzählige Leser haben sich aber, ohne die Fakten oder das Gesetz zu kennen, von vornherein auf die Seite des Autofahrers geworfen. Und das finde ich sehr bedenklich.
Genau so viele amüsierte der Vorfall sehr. Er ist aber alles andere als lustig. Selber trainiere ich an die 25.000km auf den Straßen Kärntens und fast täglich wiederfährt mir und meinen Trainingskollegen Ähnliches, wie Armin Assinger. Letze Woche hat mich auch auf der Süduferstraße ein Autofahrer mit Tempo jenseits von 100km/h mit seinem Rückspiegel gestreift. Das schlimmste dabei war aber, dass er es nicht einmal gemerkt hat!
Der Radfahrer ist nun mal das schwächere Glied im Straßenverkehr. Deswegen muss man ihn auch vermehrt schützen. Falls sich betreffend dieser Problematik in Zukunft nichts ändert, sind Konflikte vorprogrammiert. Ein ganz großes Problem sind generell die Radwege. Kärnten hat in den letzten Jahren sehr viel in selbige investiert und wir haben sehr gute und schöne Radwege. Vorallem in Stadtnähe sind Radwege aber für viele Radfahrer nicht zumutbar. Bei jeder Seitenstraße habe ich als Radfahrer Nachrang. Wie bitte soll ich so einen Weg mit Tempo 40 benützen?
Andererseits verstehe ich viele Radfahrer nicht, die teure und zumutbare Radwege meiden. Wo es nur geht, fahren meine Berufskollegen und ich auf dem Radweg. Trotzdem überholen wir sehr oft Hobbyfahrer links von uns, die lieber auf der Straße fahren. Absolut unverständlich!
Man sollte sich die Situation in Belgien oder Holland mal genau ansehen. Dort wird fast jede Straße links und rechts von einem Radweg begleitet. Und die Radwege sind in einem exzellenten Zustand. Radfahrer haben dort auf der Straße nichts verloren. Von ähnlichen Zuständen sind wir in österreich bis dato weit entfernt. Deswegen sollte vermehrt die Vernunft und nicht unbedingt das Faustrecht auf unseren Straßen die Überhand behalten. Es geht nun mal nur miteinender!
Auf jeden Fall appelliere ich an unsere Verkehrsministerin, sich betreffend Radwege in Zukunft mehr Gedanken zu machen. Mein erster Versuch vor einigen Monaten blieb bis heute ungehört.
Und dir lieber Armin, danke ich, dass man diese Problematik endlich thematisiert. Schade nur, dass alles auf deinem Rücken ausgetragen wird!
Paco Wrolich, seit 12 Jahren Radprofi; Präsident des Kärntner Radsportverbandes